Gehirnerschütterung - Wenn das Gehirn aus dem Gleichgewicht gerät.

In der NeuroAthletik beschäftigen wir uns mit vielen Themen, die für Sportler – aber auch für ganz „normale“ Menschen – wichtig sind. Neben Leistungssteigerung und Verletzungsprävention spielt ein Bereich eine besonders große Rolle: die Behandlung von Gehirnerschütterungen (Concussions).

Eine Gehirnerschütterung entsteht oft durch einen Schlag oder eine schnelle Beschleunigung des Kopfes, wie es im Fußball oder auch bei Unfällen vorkommt. Häufig liegt gleichzeitig auch ein sogenanntes Schleudertrauma vor, da sich die Symptome ähneln. Es muss dabei kein (!) Verlust des Bewusstseins erfolgen, um schwerwiegende Symptome davon zu tragen. Das ist einer der Gründe dafür, warum so viele Kopfverletzungen unerkannt und damit auch unbehandelt bleiben.

Was passiert bei einer Gehirnerschütterung?

Viele Menschen denken, eine Gehirnerschütterung sei eine Art „Prellung“ des Gehirns. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Eine Concussion ist eine funktionelle Verletzung – also eine Störung, wie die Nervenzellen arbeiten, nicht wie sie aussehen. Auf einem MRT oder CT ist deshalb meist nichts zu erkennen. Man kann es sich eher wie einen Software-Fehler als einen „Hardware-Schaden“ vorstellen.

Im Moment des Aufpralls kommt es zu einer heftigen Erschütterung oder Drehbewegung im Gehirn. Dadurch werden die Nervenzellen gedehnt und ihre Hülle gestört. In Bruchteilen von Sekunden passiert Folgendes: 1) Kalium verlässt die Zellen 2) Calcium strömt hinein 3) Botenstoffe wie Glutamat werden in großer Menge freigesetzt.

Das führt zu einem Ungleichgewicht im Gehirn. Um dieses wieder auszugleichen, braucht das Gehirn extrem viel Energie. Gleichzeitig sinkt der Zuckerstoffwechsel und die Durchblutung nimmt ab. Diese „Energiekrise“ erklärt, warum Betroffene oft schon durch kleinste Reize wie Licht, Geräusche oder Bildschirmarbeit überfordert sind.

Gehirnerschütterung Symptome – warum die Diagnose so schwierig ist

Häufigste Symptome bei Gehirnerschütterungen.

Da eine Concussion keine sichtbare Verletzung hinterlässt, sind die Symptome das wichtigste Anzeichen. Typische Gehirnerschütterung Symptome sind:

  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Licht- oder Lärmempfindlichkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Stimmungsschwankungen / Mentale Probleme

 

Durch die Störung des vegetativen Nervensystems (autonome Dysregulation) treten häufig zusätzlich Verdauungsprobleme auf. Hierbei ist die sogenannte Darm-Hirn-Achse (Gut-Brain-Axis) betroffen – die enge Verbindung zwischen Gehirn und Verdauungssystem.

Bei Profisportlern zeigen sich zudem oft Koordinations- und Propriozeptionsprobleme. Diese führen nicht selten zu Folgeverletzungen wie Sprunggelenksverletzungen oder muskulären Problemen. Ursache ist die gestörte Steuerung im Hirnstamm, die zu veränderten Muskelaktivitäten führt. Aus aus diesen Gründen sollte jede Kopfverletzung intensiver untersucht werden.

Zusätzlich können spezielle Tests Hinweise geben, zum Beispiel:

  • SCAT-Test (Sport Concussion Assessment Tool) – ein standardisiertes Screening für Symptome, Gleichgewicht, Gedächtnis und kognitive Funktionen
  • Untersuchungen von Augenbewegungen und Gleichgewicht
  • Muskelfunktionstests oder EMG-Messungen, um Ansteuerungsprobleme zu erkennen
  • Messungen der Herzratenvariabilität (HRV) zur Kontrolle des vegetativen Nervensystems
  • Belastungstests (wie gut verträgt man körperliche Aktivität?)

 

Was in den Tagen danach passiert

In den Tagen und Wochen nach einer Gehirnerschütterung kann es zu weiteren Problemen kommen:

  • Neurometabolische Störungen (gestörter Energiehaushalt des Gehirns – die sogenannte „Energiekrise“)
  • Störungen des vegetativen Nervensystems, die Herzschlag, Kreislauf und Stressregulation beeinflussen
  • in manchen Fällen auch neuroinflammatorische Prozesse, die die Erholung verlängern können

Wenn eine Gehirnerschütterung in dieser Zeit nicht gut behandelt wird, können diese Faktoren die Genesung deutlich verzögern. Aus diesem Grund sollte man frühzeitig einen Spezialisten für Gehirnerschütterungen aufsuchen.

Gehirnerschütterung Behandlung – was wirklich hilft

Lange Zeit galt: absolute Ruhe. Heute weiß man: nur Ruhe reicht nicht. Nach 24 bis 48 Stunden Schonung ist es sinnvoll, das Gehirn Schritt für Schritt wieder zu belasten – angepasst an die Symptome. So kann sich das Nervensystem besser regenerieren. Die Behandlung ist immer individuell. Je nachdem, welche Systeme betroffen sind, können unterschiedliche Maßnahmen helfen:

  • Methoden zur Regulierung des vegetativen Nervensystems
  • Übungen für Augen und Gleichgewichtssystem
  • Therapie der Halswirbelsäule
  • Leichtes, dosiertes Ausdauertraining (unterhalb der Belastungsgrenze).
  • Spezifische Bewegungs- und Kraftübungen, passend zum neurologischen Profil

 

Gerade im Leistungssport ist es entscheidend, diese Bereiche frühzeitig zu berücksichtigen. Nur so lassen sich nicht nur die Symptome der Gehirnerschütterung behandeln, sondern auch Folgeverletzungen verhindern, die durch gestörte Koordination und veränderte Muskelaktivität entstehen können.

Fazit

Eine Gehirnerschütterung ist real – auch wenn man sie auf den Bildern im Krankenhaus nicht sieht. Sie betrifft die Funktion des Gehirns und kann den Alltag massiv einschränken. Die gute Nachricht: Mit der richtigen, aktiven Therapie lässt sich die Erholung deutlich verbessern.

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